Ein Gedicht über die auftauchenden Erinnerungen der Flucht - im Rahmen von Weiter Schreiben - ein literarisches Portal für Autor*innen aus Krisengebieten.
Das Gedächtnis ist nicht aus Knochen,
und sicher nicht irgendetwas.
Es ist rätselhaft und schwierig für Lebende,
es ist vielleicht
die gewisse Wahrheit.
Es ist nicht
der Schmerz,
nicht
die Unruhe
und nicht ihre Leichtigkeit.
Es ist nicht
das Glück, das wir immer wieder durch Fehler wahrnehmen,
was dann
auch wieder zum Gedächtnis wird.
Es ist nicht
die schädliche Erkenntnis,
die Dinge von ihren Angehörigen isoliert
und von den anderen.
Es ist nicht
die Leere,
die im Hinterteil deines Kopfes versteckt ist.
Das Gedächtnis ist nicht aus Knochen,
es ist weit weg,
getrennt von den anderen, so wie du es wolltest.
Es tröstet dich,
tut dir weh,
dehnt sich für dich aus,
was es auf seine Art und Weise kann.
Du brauchst nur
im Stillen einen einzigen Namen zu nennen,
um zu verstehen,
dass du so
weit weg bist wie dieser Name.
Du erinnerst dich jetzt,
dass du zurückgekehrt bist,
als ob du gewünscht hättest,
dass es erneut geschieht.
Nur einen Namen,
sprich ihn deutlich aus,
um die Vergangenheit vor dir zu sehen,
genau wie du sie verlassen hast,
einsam
und blass
wie du,
wie die, die fort sind,
dem Vergessen und der Ignoranz anheimgefallen.
Das Gedächtnis
ist nicht,
sicher nicht
irgendetwas.
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